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Sonntag, 24. April 2016

Gelesen und gefunden bei Rax Rinnekangas


(...) Dann zogen sie einen großen, alten Koffer unter dem Bett hervor.
Er war sehr schwer, denn er war mit glatten Steinen unterschiedlicher Größe und Farbe gefüllt. Still reihte Sonja die Steine auf dem Teppich auf und erklärte dann laut:
"Das sind menschliche Seelen." Und Leo fuhr fort, wobei er mich beobachtete: " Genau. Die Menschen werden aus Steinen geboren. Das weißt du doch." Zur Bekräftigung ihrer Worte erzählten sie einstimmig eine lange Geschichte von der Prähistorie der Steine, vom Feuer, das sie geformt hat, und was für magische Urwaffen die Steinäxte gewesen waren, und wie man die Opfer der Äxte mit Steinen bedeckt hat, unter der sie in ihre ursprüngliche Gestalt als Steine zurückkehrten.
(...) " Stell dir vor, Lauri, wir können am Flussufer und im Wald so viele besondere Steine sammeln wie wir wollen!" Und Leo ergänzte: "Ja stell dir vor!Und alle sind sie uralte menschliche Seelen."

( Rax Rinnekangas, Der Mond flieht,  Graf-Verlag, München 2014, S.33 ff)

Ein Buch, das vom magischen Welterklären in eine Tabulosigkeit führt und mit großer Trauer endet.
Im Bezug auf mein Monatsmotto April habe ich mich mit der Magie und Ansteckungskraft des Geschichtenerzählens beschäftigt.
Damit, dass Geschichten nicht nur die erlebte Welt spiegeln, sondern auch radikale Gegenentwürfe bilden können.
Auch, dass Geschichten in den Bann ziehen und Handlungen beeinflussen.

" Die Hopi-Indianer sagen, dass es genügt, einen Stein in einem Flussbett zu berühren, damit das ganze Leben des Flusses verändert wird."   ( "Die Brandungswelle" von Claudie Gallay, btb 2011, S.552)
 
In der therapeutischen Arbeit kann ich dies positiv nutzen. In "Der Mond flieht" endet die Magie tragisch.



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