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Sonntag, 3. Juli 2016

An einem leisen Sonntag in der Paläontologie...






... staune ich mit meinem Kind...
    Und greife Zuhause nach Monika Maron.

" Das Aussterben der Saurier gehörte vor vierzig oder dreißig Jahren zu den beliebtesten Themen der Journalisten und Zeitungsleser aller Altersgruppen, sogar der Kinder. Ich habe es damals seltsam gefunden, daß niemand sich für das Leben der Saurier interessierte, nur für ihr Sterben. Keiner fragte, wie diese Kolosse hundert Millionen Jahre oder länger überleben konnten, worin für mich das eigentliche Rätsel lag. Als wäre es nicht normal, daß etwas, das so lange auf der Erde war, eines Tages wieder von ihr verschwindet. aber wahrscheinlich war es ja gerade diese Ahnung, die die Menschen trieb, für den Sauriertod einen logischen, einmaligen, auf keinen Fall wiederholbaren Grund zu suchen, einen der für sie selbst nicht in Betracht kommen konnte.(...)
In der Maßlosigkeit fühlten sie sich den Sauriern offenbar verwandt und sahen in deren Schicksal darum ein Gleichnis für die eigene Bedrohung.(...)
Es muß an Franz´weicher , von einem  unbestimmbaren Dialekt getragenen Stimme gelegen haben und an dem ziellosen Ernst in seinen kleinen, hechtgrauen Augen, daß ich ihn an diesem Morgen, als er das Skelett des Brachiosaurus ein schönes Tier nannte, nicht eine Sekunde lang für einen jener trostsuchenden Apokalyptiker hielt."
 (Monika Maron, Animal Triste; Fischer Verlag, Frankfurt 1999, S.25 ff)


4 Kommentare:

  1. Monika Maron kenne ich nicht, aber die Auswahl passt perfekt. Stimmig.
    LG. susanne

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  2. was für ein schöner kluger Text unter diesen Bildern des stillen Verweilend und Verwunderns.
    Als ich 20 Jahre alt war, prangte auf meiner Vespa ein Aufkleber mit einem Saurier, auf dem stand: "Ausgestorben. Zu viel Panzer, zu wenig Hirn. "
    Das war ungerecht den Dinosauriern gegenüber, stellte aber genau den Bezug zu uns Schwachköpfen her, den Monika Maron so vermisste. Damals ging es natürlich um das elende Wettrüsten und den Natodoppelbeschluß. Die Zeit ist ein Kreis....
    Lieben Lisagruß!

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    1. Ja, die Zeit ist ein Kreis und oder vielleicht sind die wesentlichen Themen immer wieder die Gleichen...ich habe die ganze Wochen noch über das Zitat nachgedacht....Liebe Grüße! Taija

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